Weihnachten,Neujahr und Überschwemmung

Hallii Halloo,

hier bin ich wieder, diesmal mit dem 2.Teil des Dezembers, der sehr anders verlaufen ist als ich es erwartet hatte. Fangen wir aber erstmal von vorne an.

Am 24. Dezember haben wir vormittags noch ein paar Einkäufe erledigt, Schuhe gekauft und sonst alle Lebensmittel für das Essen. Gegen 14:00 Uhr war ich dann wieder zuhause, habe mich in meine Backschürze geworfen und los ging es. Ich habe einen kleinen Teil Deutschland hier nach Argentinien geholt. Denn Nina hat sich tatsächlich hingesetzt und Plätzchen gebacken, noch deutscher geht es nicht oder? Es hat um einiges besser funktioniert als erwartet und obwohl die erste Ladung leicht verbrannt, war die 2. umso besser.

So saßen wir da gut eine Stunde mit meinem kleinen Bruder und haben Streusel hin und her geworfen und es hat sich tatsächlich fast wie Weihnachten angefühlt, denn davor konnte ich bei den Temperaturen nicht wirklich in Weihnachtsstimmung kommen.Danach habe ich mich noch in den Pool geworfen, weil ich die Tatsache einfach nicht fassen konnte. 24. Dezember und Pool? Gegen 18:00 Uhr sind wir zur Familie meines Gastvaters gefahren und haben dort gegessen. Um 12:00 Uhr kam dann Papa Noelle und hat die Geschenke gebracht, man hat sich gegenseitig Frohe Weihnachten gewünscht und es gab Feuerwerke. Es war doch sehr anders als in Deutschland aber eine schöne Erfahrung! Gegen 1:30 Uhr sind wir zur Familie meiner Gastmutter gefahren, um auch hier Weihnachten zu feiern. Es wurde also ganz typisch Mantecol,Nüsse und Schokolade gegessen. Was Mantecol ist kann ich schwer erklären, es ist eine süße Masse, aber fragt mich nicht woraus sie besteht ( bringe ich dir mit Papa, keine Sorge!)

Danach habe ich mich fertig gemacht und um 2:00 Uhr sind wir dann auf ein Weihnachtsfest gegangen. Gegen 5:30 Uhr bin ich nachhause gekommen und als ich dann letztendlich im Bett lag, habe ich gemerkt wie es draußen angefangen hat zu regnen. Wieso ich euch das erzähle? Das erfahrt ihr jetzt.

Als ich am 25. gegen 12:00 Uhr aufgestanden bin, hat es immer noch geregnet und so haben wir den ganzen Nachmittag nur zuhause gesessen und das Essen vorbereitet. Denn die Familie meiner Gastmama sollte abends zum Essen kommen. Gegen 17:00 Uhr, noch immer Regen, war dieses Vorhaben dann nicht mehr so sicher, denn die Municipalidad hat angefangen Straßen zu sperren, die einfach nicht mehr befahrbar waren. Letztendlich konnten dann doch noch alle kommen, aber es wurden immer mehr Hilfsmeldungen für Menschen in den ärmeren Vierteln ausgesendet, die durch den Regen kein Dach mehr über dem Kopf hatten.

Dann, ich würde sagen gegen 23:00 Uhr wurde zum ersten Mal etwas über den Fluss erwähnt, den ich zuvor gar nicht bedacht habe. Ihr müsst wissen, der Fluss, der hier durch meine Stadt fließt sammelt das Wasser aus allen umliegenden Dörfern und Campos. Diese Regenmengen hatten also einen gewaltigen Einfluss. Meine beiden jüngeren Geschwister sind dann schon an diesem Abend zu den Großeltern gefahren, die am anderen Ende der Stadt wohnen und so auf gar keinen Fall betroffen wären. Meine Gastmutter meinte nur noch zu mir, dass ich mir keine Sorgen machen solle und in den letzten 20 Jahren nie tatsächlich etwas passiert sei. Ich bin schlussendlich schlafen gegangen, leicht beunruhigt aber dagegen konnte ich nun einmal nichts machen.

Am nächsten Morgen wurde ich gegen 7:00 Uhr geweckt und mir wurde nur gesagt, dass jetzt die Warnung rausgesendet wurde, dass der Fluss überschwemmen kann. Ich habe also alle Sachen in den unteren Regalen hochgelegt und meine Wertsachen und Klamotten für 3 Tage in einen Rucksack geschmissen. Wir haben insgesamt aber kaum Sachen nach oben gelegt, sondern haben uns nur die Hunde geschnappt und sind zu den Großeltern gefahren. Die darauffolgenden 24 Stunden passierte etwas womit weder meine Familie, meine Stadt noch meine Provinz gerechnet hätte.

Denn gegen 10:00 Uhr geschah es dann, der Fluss trat an den Rändern über. Vielleicht wissen es einige nicht, aber wir wohnen nur 3 Häuser neben dem Fluss. So floss das Wasser die Straßen entlang, in die Häuser rein und schnell waren wir uns sicher, dass es auch unser Haus betrifft. Um uns ein Bild zu machen und vielleicht sogar noch einmal ins Haus zu kommen, fuhren wir gegen 11:30 Uhr Richtung Fluss. Angekommen wurden uns die Ausmaßen der Überschwemmung schnell bewusst. Zu diesem Zeitpunkt stand das Wasser in unserem Haus ungefähr 20 cm hoch, wir spielten also mit dem Gedanken ein paar Sachen rauszuholen. Doch meine Gastmama widersprach schnell, der Fluss war eine einzige Ansammlung an schädlichen Stoffen, wir sollten vermeiden, dass dieses Wasser mit unserer Haut in Kontakt kommt.

Wieder bei den Großeltern hieß es erstmal: Warten. Warten, ob das Wasser zurückgeht, oder steigt. Schlechte Nachrichten, der Wasserstand stieg stetig bis ungefähr 18:00 Uhr. Als wir zum zweiten Mal zum Haus gefahren sind, hat es mir die Sprache verschlagen. Das Wasser reichte jetzt schon bis zum 5. Block ( wir wohnen im ersten) und so konnten man nur aus der Ferne erahnen was bei uns los war. Da standen wir also mit Tränen in den Augen und der Gewissheit, dass der Wasserstand im Haus über 1m liegt. Aber, es hätte noch so viel schlimmer sein können. An der Häuserfront direkt am Fluss, stieg das Wasser auf über 1.80m und so viele Menschen, die ihre Häuser aus dünnem Material gebaut hatten, verloren alles.

Zum letzten Mal fuhren wir gegen 21:00 Uhr hin, der Wasserstand war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gestiegen. Danach bin ich dann auch schon Schlafen gegangen, fertig von einem Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde. Am nächsten Morgen wurde ich um 8:00 Uhr geweckt mit unfassbaren Nachrichten, das Wasser ist über Nacht komplett zurückgegangen und wir könnten wieder ins Haus. So sind mein ältester Gastbruder, meine Gastmama und ich so schnell wie möglich hingefahren. Als ich das Tor öffnete erwartet uns in der Einfahrt ein Haufen Müll, Stöcker und alles mögliche aus dem Fluss. Dann kam der Moment, mit viel Gewalt öffneten wir die Tür und im Inneren erwartet uns ein Chaos. Der Kühlschrank auf dem Boden, Tische umgekippt, Matratzen mitten im Raum. Und vor allem Dreck, der Boden war braun, die Wände gelb und nass. Die darauffolgenden 3 Tage waren die größte Aufräumaktion meines Lebens. Mein Zimmer wurde von Fröschen beherbergt und auch sonst hatten sich einige Tiere hineingeschlichen. Wir haben die meisten Möbel verloren, doch  Fernseher und Kühlschrank haben alle überlebt. Nach 3 Tagen Hyper Aufräumarbeit sind wir am 30. Dezember an die Küste gefahren. Wir hatten erst überlegt die Reise abzusagen, aber nach den 3 Tagen konnten wir eh nichts machen außer zu warten, dass alles trocknet.

So ging es am 30. in der Frühe Richtung Atlantikküste. Wir waren zu 6. in einem Auto, weswegen wir hinten durchgehen zu 4. saßen, aber so schlimm war es nicht. Es ging nach Mar Azul, ein kleines Städtchen am Meer. Um jetzt nicht einzelnd alle Tage ausführlich zu erklären, kommt eine kleine Zusammenfassung. Zum einen haben wir viel Zeit am Meer verbracht, was zwar extrem aufgewühlt war aber um einiges wärmer als erwartet. Silvester war sehr ruhig, wir haben abends alle zusammen Pizza gefuttert und bestimmt 2 Stunden einfach geredet, über alles Mögliche was im Jahr 2016 passiert ist.

Deswegen jetzt auch nochmal von mir ein paar Palabras ( ja jaa, ein spanisches Detail), wir haben März, ich bin also sowieso viel zu spät dran, aber trotzdem noch ein paar Sachen, die ich gerne loswerden würde. 2016 war ein besonderes Jahr, sicherlich eines der einzigartigsten meines Lebens. Ich möchte jetzt nicht mit den emotionalen Worten kommen, das kommt zum Ende meines Austauschjahres noch einmal. Trotzdem einfach ein Danke, danke für alles im Jahr 2016!

So startete meine Jahr 2017, doch vergleichsweise ruhig und gleich am ersten Januar ging es nach Mar del Plata, eine Stadt direkt am Meer mit über 600.000 Einwohnern. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass es die perfekte Mischung zwischen Großstadt und Meer ist, die ich je kennengelernt habe. Über die restlichen Tage sind wir Quad fahren gegangen, haben uns umliegende Städtchen geguckt und Familie besucht. Ein Tag habe ich mich außerdem in der Frühe mit dem Bus nach Mar de Ajo begeben ( naa, wer erinnert sich noch, dass ich diese Stadt bereits besucht habe?) um Sophie, eine andere Austauschülerin zu besuchen. Wir haben den Tag am Strand verbracht und Eis geschlürft. Um 22:00 bin ich dann wieder zurück zu meiner Familie gefahren. Am 8. Januar ging es dann wieder zurück nachhause.

Das wars dann auch schon von mir! Bis bald!!

Eure Nina

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